Der Ortsteil Plagwitz ist bekannt für seine industriell geprägte Architektur. Der Unternehmer und Politiker Karl-Heine erschloss Mitte des 19. Jahrhunderts das Dorf Plagwitz zur industriellen Benutzung. Hierfür kaufte er großflächig Grundstücke an um diese planmäßig zu erschließen. Auch wurden unter seiner Regie neue Verkehrswege angelegt. Hier hervorzuheben sind vor allem das erste Teilstück des heutigen Karl-Heine-Kanals und der begonnene Elster-Saale-Kanal, welcher durch die Stadt Leipzig nun vollendet werden soll. Durch weitere infrastrukturelle Maßnahmen wurde die Ansiedlung neuer Fabriken begünstigt. Mit der politischen Wende 1990 und dem damit einhergehenden Rückgang der gewerblich-industriellen Produktion ist das Gebiet nun durch Handwerks-, Spezialhandels- und Dienstleistungsnutzungen geprägt. Alte Fabrikhallen werden nun zum größten Teil saniert, wieder- und umgenutzt. Gerade die Umnutzung alter Fabrikhallen aus dem 19. Jahrhundert zu Wohnlofts wertete den Stadtteil in den letzten 20 Jahren ungemein auf. Hervorzuheben sind hier vor allem die alten Buntgarnwerke, mit 185 Lofteinheiten sowie zwei Brückenlofts. Durch viele ungenutzte Flächen und Gebäude konnte sich daneben auch eine kreative und junge Szene rund um die Karl-Heine-Straße entwickeln, die den Stadtteil Plagwitz in den letzten Jahren zu einem der interessantesten Wohnorte Leipzigs gemacht haben.
In diesem durch Veränderung geprägten Stadtteil befindet sich das Gelände der ehemaligen Naumannschen Brauerei. Diese gehört zu den „Gründungsorten“ industrieller und gewerblicher Nutzung in Plagwitz und Kleinzschocher Nord. Das Areal wurde bereits ab 1857 zu dem Zwecke des Brauens von Bieren erschlossen, bebaut und im Verlauf der Jahrzehnte baulich und funktional ständig erweitert. Bis Mitte der achtziger Jahre wurde an dem Standort noch Bier gebraut. Seitdem hat sich nur wenig auf dem Gelände verändert. Auf einer Teilfläche der ehemaligen Brauerei an der Zschocherschen Straße wurde ein Lebensmittelmarkt mit Parkplatz errichtet. Der nicht abgerissene Restbaukörper des ehemaligen Sudhauses ist denkmalgeschützt und steht seit Jahren leer. An der Erich-Zeigner-Allee befindet sich der leerstehende, denkmalgeschützte ehemalige Eiskeller, der nahezu vollständig in das Gelände eingegraben ist. Angeschlossen an diesen ist ein mehrgeschossiger Kopfbau, der das Grundstück zur Straße hin teilweise abtrennt. Im nördlichen Teil des Areals befindet sich die ehemalige „Fabrikanten-Villa“, die heute als Bürogebäude genutzt wird. Ein öffentlicher Weg von der Zschocherschen Straße zur Erich-Zeigner-Allee bildet den südlichen Abschluss des Geländes. Das gesamte Areal hat einen Höhenunterschied von ca. 8 Metern von Zschochersche Straße zu Erich-Zeigner-Allee. Dieses Gefälle ist neben den Bestandsgebäuden einer der entscheidenden Faktoren in der Bearbeitung des Entwurfs.
Das Konzept sieht eine künftige Wohnnutzung auf dem Areal der Naumannschen Brauerei vor. Geplant sind hier 202 Wohn- und 6 Gewerbeeinheiten bei einer Brutto-Grundfläche von ca. 5.700 qm Altbau- und ca. 29.500 qm Neubauflächen. Dabei werden sowohl unter in Augennahme der Infrastruktur und der Erschließung, als auch unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes, der bestehenden Nutzungen und den gebietsübergreifenden Zielkonzepten.
Durch die Lage an einer der wichtigsten Hauptachsen des Stadtbezirkes Südwest ist der Entwurf im Bereich der Zschocherschen Straße den Anforderungen an einen urbanen Straßencharakter gerecht geworden. Die Art und das Maß der Bebauung sowie deren Repräsentation waren wichtige Elemente zur Prägung des Straßenraums.
Die Nutzung der oben beschriebenen denkmalgeschützten Gebäude und Gebäudeteile wurden nach Vorgabe des Investors als Wohnen angedacht. Einzig die Erdgeschossebene des Neubaus entlang der Zschocherschen Straße sowie das ebenerdige Geschoss des Eiskellers und den Neubauten im Bereich der Erich-Zeigner-Allee sind zur gewerblichen oder auch teil-gewerblichen Nutzung vorstellbar.
Der Großteil des unterirdischen Eiskellers wird aufgrund der besseren Bebaubarkeit und Nutzung für eine Tiefgarage abgerissen. Einzig der Kopfbau soll aufbereitet und durch ein weiteres Geschoss ergänzt werden. Das Gelände soll im östlichen Teilstück um 3,50 Meter abgesenkt werden, um den Höhenunterschied zwischen den westlichen und östlichen Teil besser gestalten zu können und die die Zufahrt für die Feuerwehr zu verbessern.
Der Individualverkehr des geplanten Areals ist jeweils über eine Zufahrt von der Zschocherschen Straße und eine weitere Zufahrt von der Erich-Zeigner-Allee organisiert. Der ruhende Verkehr ist in Parkdecks gebündelt. Auf dem zu beplanenden Areal soll kein weiterer Individualverkehr geführt werden.
Der Übergang zwischen den verschiedenen Nutzungen ist mit wenigen Berührungspunkten und Konflikten minimiert worden. Der Entwurf ist im Bereich der Zschocherschen Straße nach den Anforderungen an einen urbanen Straßencharakter erarbeitet. Die Art und das Maß der Bebauung sowie deren Repräsentation waren und sind wichtige Elemente zur Prägung des Straßenraums der Zschocherschen Straße.
Das Areal wird mit den in seiner direkten Umgebung befindlichen gewerblichen Nutzungen planungsrechtlich als Mischgebiet entworfen. Dennoch sind die Neubauten in ihrer Lage und Orientierung so organisiert, dass Konflikte gegenüber der südlich angrenzenden gewerblichen Nutzungen vermieden werden.
Die gesamte Wohnanlage ist vorrangig für potenzielle Mieter geplant, für die die familienfreundlichen und alten-gerechten Wohnungen mit direkt angrenzendem Grün eine ideale Wohnform darstellen.
Größe und Form der Bebauung orientiert sich an dem Bebauungsplan „ Zschochersche Straße/Erich-Zeigner-Allee-nördlicher Bereich“ und den Bedürfnissen von potenziellen Nutzern, Ämtern und Bauherr.
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